JULIA HALLER | BENJAMIN HIRTE | CONSTANZE SCHWEIGER
05/05/ – 04/06/2010

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Völlige Finsternis.
Verdächtige Geräusche aus dem Wald.
Diese Sterne waren zu nichts nütze, so weit weg, wie sie waren.
Da hatten sie nun all das Wiener Geld, diese Dörfler, aber für eine Laterne reichte es nicht, da war der Geiz davor.
Alpenknödel, hatte Joseph Roth sie genannt, Knödelhirne.
Da vorne war ein winziges Licht.
Ich taumelte darauf zu.
Es sprang weg.
Rehe.
Vielleicht auch Wildschweine, und die fallen bekanntlich über einsame Waldgänger her.
Was suchte ich in diesem gottverfluchten Winkel der Erde?
Und auch noch so allein?
Ich brauchte dringend einen Freund.
Ein Baum konnte auch ein Freund sein.
Ich umarmte eine Fichte.
Sie kratzte mich, aber sie roch gut.
Ich rieb mich an der Fichte, ich erzählte ihr ein paar Schwänke aus meinem Leben, ich hielt sie fest.
Die Fichte tröstete mich.
Sterben tun wir alle - sagte sie, aber wir kommen auch wieder, als Mensch, als Fichte, als Wurm, als Regenbogen.
[...]
Du darfst das nicht so eng sehn, sagte die Fichte, die Erde ist überall, aber nur Bäume kennen den Wald.

Jörg Fauser, Rohstoff, Frankfurt/M. 1984

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Ausstellungsansichten


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